Autor: Viktor Novak | Fotos: Lukas Neasi/Bikesonfilm | 26. August 2023

Heaven and Hell

"Heaven and Hell" ist der Name eines Liedes der britischen Metal-Band Black Sabbath und auch der Titel dieses Videos und meiner Story. Ich habe ihn gewählt, weil ich mich auch in einer Lebenssituation befinde, die ich als "Himmel und Hölle" bezeichnen würde.

"Heaven and Hell" ist der Name eines Liedes der britischen Metal-Band Black Sabbath und auch der Titel dieses Videos und meiner Story. Ich habe ihn gewählt, weil ich mich auch in einer Lebenssituation befinde, die ich als "Himmel und Hölle" bezeichnen würde.





Auf der einen Seite lebe ich seit einigen Jahren wie im Himmel. Sieben Monate im Jahr findet man mich im Freeride Bikepark Kalnica, wo ich als Trail-Bauer mit einem großartigen Team von Freunden arbeite. Dort habe ich die Möglichkeit, wirklich progressive Trails und Sprünge zu bauen, wie man sie in Mitteleuropa kaum sieht. Den Rest des Jahres reise ich mit meinem Wohnmobil, fahre Rad und Ski, wann immer ich will. Ein vermeintlich perfekter Lifestyle und ein Lebenstraum von mir, seit ich als 10-jähriges Kind zum ersten Mal einen „Roam“-Film gesehen habe. Ich habe alle Möglichkeiten der Welt, mich auf dem Bike weiterzuentwickeln, besser zu werden – und trotzdem passiert genau das nicht. Und hier kommen wir zur anderen Seite, der „HELL“.

Es war auf einem Event namens FlatOutDays 2022. Ich war schon zum dritten Mal dabei und hatte echt Respekt vor den Sprüngen. Aber ich war mir meiner Fähigkeiten bewusst und konnte die ganze Woche auf dem Bike genießen. Wahrscheinlich war ich in einer der letzten Sessions schon etwas übermüdet oder übermotiviert, auf jeden Fall habe ich den Absprung eines 23-Meter-Sprungs komplett falsch eingeschätzt. Ich wurde kopfüber vom Rad geschleudert und landete irgendwie auf Kopf und Schulter. Überraschenderweise steckte mein Körper den Sturz gut weg, denn ich hatte keine gebrochenen Knochen. Aber der Sturz machte was mit mir, meinem Kopf und meiner Psyche – das war etwas, das ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorgestellt hatte.

Ich erinnere mich gut an den Moment, als ich mit dem Kopf voran über die Rampe flog. Ein Moment unglaublicher Angst. Bis heute werde ich diesen Augenblick nicht los. Dieser Tag hat mich gebremst. Er hat mich davon abgehalten, neue Tricks zu lernen oder große Sprünge auszuprobieren. Ganz ehrlich – ich hatte einfach Angst erneut zu stürzen, und das obwohl ich wirklich viel fahre und größere Erwartungen an mich selbst hatte. Es war wie eine Blockade. Bei einem unserer Dusty Days Events sah ich dann all unsere Freunde und Lieblingsfahrer beim Shredden und wie sie sich an die Rampen wagten, die ich und andere monatelang gebaut hatten. Und ich konnte sie nicht fahren – weil ich zu viel Angst hatte. Das setzte nochmal einen drauf.

Ich musste lernen, mich von diesem Druck freizumachen. Ich habe erkannt, dass es keinen Sinn macht, mich zu stressen und zu etwas zu drängen, auf das ich keine Lust hatte. Ich habe mich auf den Sommer fokussiert, den ich an schönen Orten in den Bergen verbracht habe, um meinen Kopf einmal durchzulüften. Nach kurzer Überlegung war für mich klar, wohin ich gehen wollte – Innsbruck, Österreich. Ich kannte die Stadt nur im Winter und vom Skifahren, aber auf dem Bike war ich dort noch nie. Ich habe mir einige Spots rausgesucht und den Bikepark Innsbruck für mich entdeckt, wo auch ein alter Freund aus der Slowakei als Trailbuilder arbeitete.

Also habe ich meine Sachen gepackt und bin Richtung Westen gefahren. Schon in den ersten Tagen habe ich mich in den Ort und seine Menschen verliebt. Flowtrails, Sprünge und einfach unglaubliche Naturtrails in grünen, moosbewachsenen Wäldern an den Füßen wirklich atemberaubender Berge. Ein magischer Ort. Mit dem Rest der Trailcrew Tom, Pablo und Richi habe ich eine großartige Zeit verbracht. Ich konnte den Struggle wirklich ausblenden und habe das pure Bergleben genossen. Meine Freunde von „Bikes on film“ waren davon so angetan, dass sie extra aus Prag anreisten. Wir hatten eine tolle Woche auf dem Bike, beim Schwimmen in den Seen und drehten einige Szenen am frühen Morgen und am späten Abend. Das Ergebnis ist ein kurzer Film mit dem Titel „Heaven and Hell“.

Ich habe diese Thematik lange für mich behalten und dachte, dass das Thema „Angst“ in der MTB-Community ein absolutes Tabu ist. Aber ehrlicherweise fühlt es sich wie ein Befreiungsschlag an, diese Angst mit anderen Menschen geteilt zu haben. Ich bin mir sicher, dass es nicht nur mir so geht.

Denn das ist etwas, das ich den Leuten gerne mitgeben würde – habt keine Angst darüber zu sprechen, letztendlich sitzen wir doch alle in einem Boot!