07. August 2018

Danger

Wir fanden, dass es an der Zeit ist etwas mehr über Daniel Schäfer zu erzählen — schließlich gehört er seit über zehn Jahren zur Maloja-Familie. Nach dem Fotoshooting mit Bella Chen und Guido Tschugg haben wir uns mit ihm zusammengesetzt. Und „Danger Dan“ mal so richtig ausgefragt.

Wir fanden, dass es an der Zeit ist etwas mehr über Daniel Schäfer zu erzählen — schließlich gehört er seit über zehn Jahren zur Maloja-Familie. Nach dem Fotoshooting mit Bella Chen und Guido Tschugg haben wir uns mit ihm zusammengesetzt. Und „Danger Dan“ mal so richtig ausgefragt.

Wie bist Du eigentlich zum Radfahren gekommen?


Sport gab es in meinem Leben schon immer: Erst Mutter—Kind—Turnen, dann Buben-Turnen, später Leistungsturnen. Daneben war ich beim Jugendrotkreuz und in der Wasserwacht aktiv. Und in der restlichen Zeit bin ich halt mit Freunden auf dem Rad durch den Wald gefräst. Als das Mountainbiken aufkam, wollte ich natürlich auch so ein tolles Rad haben. Die Konfirmation hat mir dann praktischerweise den nötigen Geldsegen beschert …

…um Dein erstes Mountainbike zu kaufen.


Genau. Um das Modell bin ich im Radgeschäft von „Dasi“ schon länger herumgeschlichen. Als es endlich meins war, hat er mich gefragt, ob ich am Mittwoch mit Mountainbiken gehen will. Mittwochs hatte ich aber Jugendrotkreuz … und beim Schwänzen hat mich ehrlich gesagt ein bisschen das schlechte Gewissen geplagt. Aber nach dem dritten Mal war Mountainbiken ganz klar wichtiger und bald hieß es auch am Wochenende und nach der Schule nur noch: Radfahren, Radfahren, Radfahren! 1996 bin ich dann mein erstes Cross Country Rennen gefahren — und erste Springereien gab es auch schon.

Wann ist der Gedanke entstanden, dass Du mit dem Radfahren auch Geld verdienen könntest?


Das war eine Entwicklung. Nach meiner Lehre als Kommunikationselektroniker bei der Telekom gab es die Möglichkeit, ein Jahr unbezahlten Urlaub zu nehmen. Der Tipp dazu kam von „Dasi“, über den überhaupt viel entstanden ist. Ich habe mir gedacht, das mache ich: Im Sommer schraube ich bei ihm im Laden und helfe ein bisschen im Bikepark am Geißkopf. Und für den Winter hat mir „Dasi“ einen Kontakt nach La Palma hergestellt, wo ich als Guide arbeiten konnte. Nach den ersten vier Monaten auf der Insel hatte ich schweres Heimweh und jeden Tag guiden wird auch irgendwann zäh. Aber mir hat dieses Leben trotzdem so gefallen, dass ich der Telekom per Fax mitgeteilt habe: Ich komme nicht mehr zurück.

War damit klar, wohin die Reise geht?


In gewisser Weise waren die Weichen gestellt. Ich habe immer mehr Leute aus der Bike-Szene kennengelernt, wurde immer öfter als Guide oder für Fotoshootings gebucht. Zurück zur Telekom zu gehen, war definitiv keine Option. Da habe ich lieber im Sommer als Bademeister gearbeitet oder Pakete ausgefahren. Und im Winter war ich sowieso auf La Palma, wo nach einigen Jahren gemeinsam mit einem Kollegen auch die Idee zu „Atlantic Cycling“ entstanden ist.

Wie kam es dazu?


Ich wollte unbedingt shutteln, aber die Bike-Station, für die wir gearbeitet haben, war dagegen. Also haben Philipp und ich 2005 gesagt: Dann machen wir es selbst. „Atlantic Cycling“ ist super gelaufen, aber nach einigen Jahren wurde es mir zu eintönig. 2014/15 bin ich ausgestiegen, um mich dem nächsten Projekt zu widmen: einer Taxi-App für Leute, die auf eigene Faust auf La Palma biken wollen.

Klingt danach, als bräuchtest Du Abwechslung im Leben.


Ich habe für mich rausgefunden: Wenn Sachen nicht mehr richtig in mein Leben passen, dann verliere ich die Motivation. Dafür gehen rechts und links Türen auf, die in eine neue Richtung weisen. Mir ist wichtig, authentisch hinter etwas stehen zu können. Dafür gehe ich auch ein Risiko ein. Vielleicht fühle ich mich deswegen auch so wohl bei Maloja. Anfangs bin ich ganz schüchtern um den Messestand geschlichen und habe mich kaum reingetraut. 2007 hat mich Guido Tschugg dann zu Peter Räuber geschleppt. Damals habe ich gedacht: Die Maloja-Philosophie hört sich genauso an, wie es laufen müsste – aber so kann das in der Geschäftswelt nicht funktionieren. Heute sind wir über zehn Jahre verbunden und ich muss sagen: Maloja verkörpert immer noch genau das, was ich mir damals nicht vorstellen konnte.

Apropos Risiko: Woher kommt eigentlich Dein Spitzname „Danger“?


So um das Jahr 2004 wollte ich weg vom Racing und eher in der Luft cool aussehen. Damals bin ich mit Guido Tschugg viel in Südfrankreich unterwegs gewesen — und natürlich habe ich versucht, ihm nachzueifern. Das war manchmal saugefährlich, aber es ist sich immer ausgegangen. Wobei mir meine turnerische Vergangenheit bei Stürzen sicher geholfen hat, das Schlimmste zu verhindern. Heute bin ich ganz froh über den Namen, denn er hat mich im Grunde dazu angespornt, mich zusammenzureißen. Ich dachte: Die Leute nennen dich „Danger“, weil du gefährlich unterwegs bist, also konzentrier dich und mach deine Sache sauber. Zusammenreißen, konzentrieren, durchziehen — das hat mir schon öfter geholfen im Leben.

Wie ist es eigentlich, fast täglich als Guide oder bei Fotoshootings auf dem Rad zu sitzen?

Manchmal ganz schön anstrengend. Guiden kostet Körner — vor allem, wenn man es viel macht. Um weiter mit Herz und Seele dabei sein zu können, konzentriere ich das mittlerweile auf wenige Termine. Herumreisen ist schön, aber eben auch nicht ohne. Ich verbringe sehr viel Zeit im Auto und war letztes Jahr ca. 30 Nächte in meiner Wohnung — ansonsten bin ich immer in Europa unterwegs. Zum Glück habe ich früh genug erkannt: Die Dosis macht das Gift. Man muss einfach schlau überlegen, was man macht, anstatt viel zu machen. Viel Geld anzuhäufen, interessiert mich auch nicht. Dafür muss ich dann auch nicht jeden Tag etwas auf Facebook posten.